Vereinsausfahrt Slowenien 2015
Es scheint mittlerweile schon fast eine kleine Tradition zu sein: Anfang August werden die Schwarzwaldgeier flügge. Nach etlichen schönen Flugtagen am Merkur zieht es die Geier in südöstliche Richtung, weg von ihrem Hausberg, hin in eines der wohl landschaftlich schönsten Fluggebiete Europas – das slowenische Soča Tal in den Julischen Alpen.
02.08.2015, 06:45 Uhr. Ein Auto nach dem anderen erreicht den Ettlinger Park & Ride Parkplatz, Treff- und Ausgangspunkt der diesjährigen Vereinsausfahrt. Herzliche Begrüßungen werden ausgetauscht, eifrige Hände verstauen zahlreiche Gepäckstücke im Heck der angemieteten Kleinbusse, erwartungsvolle Gesichter zeigen unverhohlen ein enormes Maß an ungestilltem Flughunger.
Kurze Zeit später rollen einunddreißig Geierinnen und Geier auf die Autobahn in östliche Richtung.
Wie bereits im vergangenen Jahr, so dient auch während dieser Ausfahrt die Pension Šterk im malerischen Most na Soči den Geiern als Urlaubsdomizil.
Ein wolkenverhangener Himmel und leichter Nieselregen begleiten unsere dortige Ankunft. Wir streichen den geplanten Abendflug von der Agenda und haben damit alle Ruhe, unsere Zimmer zu beziehen.
Abends sitzen wir dann in großer Runde auf der Restaurant-Terrasse der Pension und genießen das reichhaltige Abendessen. Die kühle Abendluft füllt sich mit Gesprächen. Da werden vergangene Flugerlebnisse geteilt, Streckenpläne für die kommenden Tage geschmiedet, wertvolle fliegerische Tipps weitergegeben oder einfach nur über die zahlreichen Spielarten des Gleitschirmfliegens philosophiert.
Der nächste Morgen. Nebel wabert über das smaragdgrüne Wasser der unmittelbar an der Pension entlang fließenden Soča. Das Glockenläuten der Dorfkirche dringt gedämpft an unsere Frühstückstische. Über den Berggipfeln blinzelt die Sonne noch etwas verschlafen auf uns hinunter. Die Wetterprognose scheint zu halten, was sie verspricht: Es wird fliegbar sein – und zwar die ganze Woche über.
Es ist wohl ein unmögliches Unterfangen, eine solch intensive Fliegerwoche im Detail wiederzugeben. Zu viel wird dabei individuell auf- und wahrgenommen, als dass sich dies mit Zahlen und Fakten beschreiben und widergeben ließe. Die folgende Momentaufnahme einer meiner ganz persönlichen Wahrnehmungen kann dabei nicht mehr als ein Versuch darstellen, Erlebtes zu transportieren und Emotionen zu vermitteln…
…Es rumpelt. Steine prasseln gegen den Unterboden des betagten Ford Transit. Wir schunkeln von links nach rechts und wieder zurück. Zäh erkämpft sich der rußende Diesel Höhenmeter um Höhenmeter. Wir fahren auf der militärstrategisch ehemals bedeutenden unbefestigten Passstraße in Richtung des Stol-Startplatzes. Magenfestigkeit wird hier zu einer Tugend. Im Radio läuft Lenny Kravitz „Fly Away“ – wie passend. Ein letztes Ächzen schlingernder Kolben und wir erklimmen den südlich ausgerichteten Bergrat. Der Wald lichtet sich, gibt den Blick auf die weitläufig raue Hochebene des Stols frei. Ankunft Startplatz: mit einem etwas flauen Gefühl in der Magengrube schäle ich mich aus dem Sitz des Kleintransporters. Auffahrt und Tagesticket bezahlen, Flugausrüstung schultern und in Richtung Startplatz stapfen. Ich recke meinen Hals, blicke in alle Himmelsrichtungen. Nach Westen erstreckt sich in einer Reihe schroffer Felszinnen die geschlossene Flanke des Stols bis hinab ins italienischen Gemona und lädt zum eifrigen Kilometersammeln ein. Im Westen glitzert im dunstigen Tal silbrig leuchtend die Soča, die sich in sanften Schwüngen ihren Weg Richtung Süden bahnt, wo sie bei Monfalcone in den Golf von Triest mündet. Die ersten thermischen Ablösungen des Tages wehen gemächlich die mächtige Südflanke des Stols hinauf und streifen sanft durch das goldgelbe Gras. Ich sitze zwischen Fliegerfreuden. Auch sie blicken sich um, inhalieren Atmosphäre und Aura des Augenblicks auf ihre eigene, ganz persönliche Weise. Was uns verbindet? Die Leidenschaft des Fliegens – sicher. Vor allem aber ist es wohl die Vorfreude auf all das, was wir da oben erleben, empfinden und anschließend miteinander teilen dürfen. Freudig und innerlich lächelnd mache ich mich startklar…
Neben der in Sachen Flugausbeute bereits unglaublich ergiebigen Annecy-Vereinsausfahrt, war das Wetterglück auch in Slowenien auf der Seite der Schwarzwaldgeier. An allen 6 Flugtagen waren wir in der Luft. Ob Genussabgleiter, Thermikkurbler, Abendsoarer oder Streckenflieger – auf dieser Vereinsausfahrt kamen alle Geier auf ihre Kosten.
Jedoch konnten sich nicht nur die aktiven Flieger über viele ereignisreiche Tage freuen. Auch die sechs mitgereisten Nichtfliegerinnen wussten, die Tage voll auszukosten. So wurde die beeindruckende Tolmin-Klamm im Triglav-Nationalpark erkundet, am Ufer des idyllisch gelegenen Bohinjsee flaniert und den sommerlich heißen Temperaturen mit ausgiebigem Badespaß am nahegelegenen Meer ein Schnippchen geschlagen.
Zuletzt, und ich glaube ich darf an dieser Stelle für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprechen, möchte ich mich ausdrücklich bei Rainer Ganster für die tolle und professionelle Organisation der Reise bedanken. Gerade bei einem solch reibungslosen Ablauf kann schnell vergessen werden, wie viel Arbeit, insbesondere auch im Vorfeld einer solchen Unternehmung, am Organisator hängen bleibt. Dafür ein herzliches Dankeschön an dich, Rainer!