Schwarzwaldgeier in Slowenien – Vereinsausfahrt 2022
Text & Inhalt: Henning Meyer
Eine gute Nachricht für die Fliegerherzen schon vor Beginn der Ausfahrt: Am Tag der Ankunft sollte bereits geflogen werden, weil die Wettervorhersage eine Möglichkeit dafür angekündigt hatte. Also hieß die Order: Um 4 Uhr in der Früh ist Bus-Abfahrt am Treffpunkt bei Ettlingen. Was kommt da gefahren? Ein verbeulter Kleinbus. Bereits bei der Abholung gab es einen Rempler – unverschuldet, wie betont wird! Bestens, damit ist die „Unfallquote“ schon mal erfüllt und es kann losgehen. Nach glatter Fahrt und Ankunft im sonnig heißen Most na Soci, wird auch gleich umgepackt zum Start auf den nahen Kobala. Der Flughunger der 24 Pilotinnen und Piloten will schließlich gestillt werden. Erfüllt wird der Traum vom Fliegen an diesem Tag aber nur für einzelne Starter, die sich mit den strammen Bedingungen arrangieren. Die Diskussion um weiteres Abwarten wird im Interesse der Badefreuden dann entschieden. Ab ins kühle Nass der Soca vor der Hotel-Terrasse, auch wenn die Nachricht von Schlangen im Wasser kurz für Erschrecken sorgte. Während dem Abendessen bot uns der Blick hinauf zu den Fliegerkollegen dann doch noch die Erkenntnis, dass 2 Stunden längeres Warten belohnt worden wären. Das unvermeidliche „hab ich doch gesagt“ ließ nicht lange auf sich warten. Aber hungrig waren wir schließlich auch und der wurde mit dem bekannt ordentlichen Essen im Hotel in der Runde voller Vorfreude auf Flugtage gestillt.




In den folgenden Tagen wurde die Woche geprägt als „Lijak-Woche“. Die Bedingungen im Bergland ließen nur zu, an die Ridge mit Sichtweite zur Adria auszuweichen. Der Wind war auch dort anspruchsvoll aber noch gut nutzbar. Für die ein oder andere ordentliche Strecke hat es schon gereicht. Einige Außengelandete mussten eingesammelt werden und schon ging es wieder an den Start. Zu der frühen Nachmittagszeit war es aber noch zu ruppig – und langes Warten bis in die Abendruhe kam mit unserer Essenszeit in Konflikt. Erkenntnis der ersten zwei Tage: Wenn es zu fliegen geht, ist es heftig, oder abends schön ruhig.


Inzwischen ist Advance-Winnie eingetroffen und bereichert uns nicht nur mit seiner Produktpalette und der dazugehörigen kompetenten Erläuterung, sondern auch mit den bekannten kabarettartigen Diskussionen mit Rainer Ganster. So wird ständig mit dem rhetorischen Florett gefochten um „alte Schulden“, neue Erkenntnisse, die sich gegenseitig übertreffen müssen und am Ende oft resultieren in einem verschmitzten Schlusskommentar. Da haben sich zwei gefunden.
Nach Sonn- und Feiertag am Montag verbesserte sich die Getränkeversorgung am Landeplatz spürbar mit der reichhaltigen Lieferung von Oli und Hermann, die dafür extra außengelandet sind und voll bepackt zum Landeplatz kamen. Danke!
Zur Wochen-Mitte hatten wir endlich Gelegenheit, die Schönheit eines ruhigen Sundowners am Hotel zu genießen. Rechtzeitiger Aufbruch zurück vom Lijak – natürlich mit gut gefülltem Flugbuch – war nötig, um am Hotel gleich weiter zum Kobala aufzufahren. Ui, da hat es noch geblasen! Unsere Allrounder konnten auch das schon nutzen und stürzten sich im wahrsten Sinne des Wortes ins Getümmel, das sich direkt vor dem Startplatz austobte. Als Wolken und Wind dann wie auf Knopfdruck verschwunden waren, ist die ganze Gruppe außer den Fahrern gefolgt und hat den Flug in vollen Zügen genossen.
An dieser Stelle ist Zeit für einen großen Dank an die Fahrer, ohne die keine Auffahrt möglich gewesen wäre. Ohne große Diskussionen fand sich immer jemand, der das Opfer auf sich nahm.



Den Lijak empfanden die meisten Flieger als ziemlich ruppig und unentspannt zu fliegen. Daraus konnten aber unsere Spezialisten wunderbare Langstrecken bis zur etwa 40km entfernten Antenne zaubern. Die meisten kamen auch wieder zurück von dort. Respekt. Einen glimpflichen Startunfall hat unser Ekke gleich anschließend mit einem erfolgreichen Start und Flug quittiert und abgehakt. Bei heranziehendem Gewitter mussten wir uns am Donnerstag alle recht schnell wieder zur Landung orientieren, so leerte sich der Himmel an diesem Tag schnell und zum Glück problemlos. Nur die Heimfahrt war aufgrund vieler umgestürzter Bäumchen und Bäume zäh. Ein Bus hat aus der Not eine Tugend gemacht und rechtzeitig ein Café angesteuert. Abends dann: Rückseiten-Wetter mit Genussflug am Hotel. Geht doch!
An manchen Abenden wurde unser Hotel-Menü-Dessert noch entweder durch ein Trompetensolo von ‚unserem eigenen‘ Jazzer Götz ergänzt oder durch das lokale Kulturprogramm am Festplatz gleich nebenan. Dort wurde neben der historischen Brücke ein ansehnliches Musikprogramm auf Spendenbasis präsentiert. Eine schöne Gelegenheit für einen Ausklang der Tage nach dem Spaziergang zur Eisdiele, mit einem Drink in der Hand.

Morgens wurden meist aufmerksam die Schnakenstiche gezählt und mit verschiedenen, ausgiebig diskutierten Tools behandelt, während wir die Frühstücks-Wespen beobachteten oder verjagten. Ein Zeichen, dass hier noch Natur existiert.
Unsere vier nicht-fliegenden Begleiterinnen bekamen bis dahin von den Piloten meist nur mit, dass das Abendessen wieder auf später verschoben wurde. Die Wartezeit haben sie überbrückt mit verschiedenen Ausflügen wie Schiffsfahrt oder Radtour. Als aber am Freitag das Wetter gesichert als unfliegbar galt, konnte sogar einmal eine gemeinsame Tour organisiert werden. Dem Gewitter entgegen und durch: Ans Meer, Italia. Grado anschauen und den Sandstrand nutzen – wunderbar. Die Ansage zum letzten gemeinsamen Urlaubstag war leider wieder zu durchwachsen, um Flüge planen zu können. Die Alternativen waren reichlich und so teilten wir uns in Gruppen auf und wir fanden uns in der Tolmin-Schlucht zusammen, auf SUPs in der Soca oder auf einem anspruchsvollen Klettersteig. Nutzbar sind hier die Tage allemal.
Am Ende sind wir nach einer schönen Woche in Slowenien alle gesund mit neuen Eindrücken wieder heimgekommen. Die Planung neuer Abenteuer kann also nahtlos beginnen.
Vielen Dank auch an dieser Stelle noch einmal an Rainer Ganster für die super Organisation der ganzen Fahrt.