Schwarzwaldgeier bei der Newcomer-Challenge Greifenburg
Die DHV Newcomer Challenge ist ein Wettkampf für Wettkampf-Einsteiger aller Altersklassen. Mit Marco Gotterbarm, Maxi Padulo, Sebastian Schmied, Nico und Eric Trapp und Ingo Winkler war der GSV Baden der am stärksten vertretene Verein. Nebenbei auch der erfolgreichste – Plätze 2, 3 und 4 (und damit die besten deutschen Teilnehmer) gingen an Geier (Marco, Eric, Sebastian).
Bei zwei von vier Tasks ging der erste Platz an Schwarzwaldgeier, drei von uns konnten sich damit für die deutsche Gleitschirmliga qualifizieren. Sämtliche Geier landeten mindestens im vorderen Mittelfeld. Jeder flog persönliche Bestleistungen. Und das Wichtigste: Nebenbei durfte jeder von Tipps zweier der besten deutschen Piloten profitieren – Ferdinand Vogel und Marc Wensauer.
Hier unsere Tagesberichte.
Task 1 (Mittwoch): 38,4 km Race to Goal – Bericht von Eric Trapp
Heute fand der erste Task der Newcomer Challenge statt. Zu bewältigen war ein recht kurzer Task mit 38,4 km. Der Tag startete mit schönen Thermikwolken am Morgen, die sich dann gegen Mittag zu größeren Abschattungen an der Kreuzeckgruppe ausbreiteten.
Um 12:45 startete der Task, gut tragende Linien führten uns rasch am Knoten vorbei und wieder zurück zur Emberger Alm. Ab dann ging es recht tief zur Wende an der Gerlamoos-Kirche und wieder zurück zum Gaugen, ab dort splittete sich das Feld auf, gute Steigwerte am Fuß des Gaugen verhalfen mir auf knapp 2300m. Die Höhe reichte aus, um nur mit wenigen Kreisen den Wendepunkt an der Antenne Egg und im direkt Flug zum Weißensee, an der Kante des Weißensees ging es nur noch im Vollgas zur Wende und mit Rückenwind Richtung Fliegercamp.
Als vermeintlich Zweiter flog ich über die Ziellinie, jedoch stellte sich heraus, dass der vor mir fliegende slowenische Fliegerkollege den Wendepunkt an der Gerlamoos-Kirche zu kurz genommen hatte und ich mich so über meinen allerersten Task-Sieg freuen durfte. Dieser wird heute Abend auf der Skywalk Party gebührend gefeiert.
Task 2 (Freitag): 21 km Elapsed Time Race – Bericht von Sebastian Schmied
Nach dem Aufstehen sah es zunächst nicht nach einem Task aus – über dem Goldeck standen Lentis wie aus dem Lehrbuch, der zunächst blaue Himmel trübte sich nach und nach mit der Restfeuchte des Vortags ein.
Trotzdem ging es hoffnungsvoll um 10:00 nach oben, wo recht schnell ein provisorischer Task bekannt gegeben wurde: Ein Exit-Zylinder auf der gegenüberliegenden Talseite, allerdings mit großzügigem Radius, der eine Talquerung nicht nötig machte. Dann nach Westen zum Knoten, nach Osten zum Gaugen, wieder nach Westen zum Knoten, zuletzt zur altbekannten Gerlamoos-Kirche, und zum Landeplatz – ein Ritsch-Ratsch-Task, der zunächst nach „Gas! Gas! Gas!“ klang.
Nun begann das Warten. Die Restfeuchte des Vortags sorgte nach und nach für 5/8 Bewölkung, zeitweise zwang Nieselregen die bereits ausgelegten Schirme unter die ebenfalls wartenden Hängegleiter.
Diese Bedingungen wirkten sich auch auf den noch provisorischen Task aus – die Radien wurden immer größer, so war es nicht mehr nötig, ein zweites Mal am Knoten vorbeizuschauen. Die wichtigste Änderung war die Art des Rennens: Aus einem „Race to Goal“ wurde ein „Elapsed Time Race“ – die Zeitnahme begann erst mit dem individuellen Verlassen des Exit-Zylinders und konnte so von jedem Piloten nach eigenem Ermessen gewählt werden. Das bedeutete einiges Taktieren – wer zu früh startete, riskierte es, als herumkratzende Thermikboje für die Späteren zu enden, durfte aber auf Departure-Punkte hoffen. Wer länger wartete, riskierte noch schlechteres Wetter und die Task-Deadline um 17:00 Uhr.
Spät nach 14:00 Uhr ging es endlich los. Ich entschied mich, früh zu starten, um mich an die Vortagessieger und Vereinskollegen Eric und Marco dranzuhängen. Die beiden erreichten die Basis lange vor mir und flogen los, ich entschied mich, nicht gleich hinterherzuheizen, sondern auf Sicherheit zu fliegen. Erst deutlich später traute ich mich, in Richtung Knoten abzufliegen. Zurück zur Emberger Alm sah ich den zweiten Wendepunkt am Gaugen großflächig abgeschattet und beschloss nochmal, Höhe zu machen, um wenigstens über Grat anzukommen. Am Gaugen stand dann doch ein schwacher Bart – wieder Kurbeln. Sicher nicht optimal, aber angesichts der schwachen Bedingungen war es mein erstes Ziel, das Ziel überhaupt zu erreichen, und sei es als Letzter. Zurück zum Knoten (dank gigantischem Radius nicht Mal bis zur Emberger Alm) zeigte XC-Track eine Gleitzahl 1:7 bis ins Ziel an. Das nutzte ich – ohne weiteres Gekurbel am Hang entlang ging es zur Gerlamoos-Kirche, und dann zum Landeplatz. Dort erfuhr ich, dass vor mir nur zwei weitere im Ziel angekommen waren. Das entsprach dann auch der Platzierung – Juchhu!
Task 3 (Samstag): 101 km Race to Goal – Bericht von Nico Trapp
Die Vorhersagen bestätigten sich und so ging es früh morgens, voller Euphorie und Vorfreude auf ein langes Rennen, mit dem Fliegerbus auf die Emberger Alm.
Der Task führte über eine Länge von 102 km vom Start an der Emberger Alm über den Landeplatz hinweg an den Taleingang des Weißensees und im Gleitflug direkt zurück an den Hang des Gaugens. Von dort ging es über die Emberger Alm, den Knoten und die Mokkaspitze zum zweiten Wendepunkt an der Stromleitung. Nachdem wieder genug Höhe gemacht wurde galt es den gleichen Weg so schnell wie möglich Richtung Goldeck, dem dritten Wendepunkt, zu fliegen. Am Weißensee angekommen war in etwa die Hälfte des Tasks geschafft. Von dort ging es im Geradeausflug über den Grat immer weiter nach oben bis zum Goldeck. Dort angekommen blieb nur wenig Zeit den tollen Ausblick in 3000m Höhe über das Drautal bis nach Villach zu genießen. Schnell ging es über den Weißensee-Grat zurück an den Gaugen. Nördlich des Gaugens musste der vierte Wendepunkt des Tasks zentral über dem Kreuzeckmassiv genommen werden. Dank der enormen Basishöhe entschied ich mich für die Route direkt über den Gaugen an den Westflanken entlang. Ohne Höhenverlust konnte ich die Wende nehmen, woraufhin ich mich für die direkte Route über das Plateau der Emberger Alm zum letzten Wendepunkt Antenne Egg über der Talmitte entschied. Nach über vier Stunden Flug bei sehr starker Thermik hatten leider viele Piloten, einschließlich mir selbst, mit dem starken Talwind vom letzten Wendepunkt zum Ziel zu kämpfen und verfehlten den Landeplatz des Fliegercamps Greifenburg nur knapp. Dies konnte die Stimmung der Piloten nach einem anstrengenden Flugtag bei anspruchsvollen Bedingungen allerdings keineswegs trüben. Alle waren glücklich und stolz auf die erbrachte Leistung an einem geilen Tag!
Task 4 (Sonntag): 26 km Elapsed Time Race – Bericht von Ingo Winkler
Beim vierten Task war im Tagesverlauf ansteigender Südwest Wind vorhergesagt. Marc und Ferdinand von der Wettbewerbleitung beschlossen nach einem “Testflug ” eine kurze Aufgabe, die aber nochmals geändert wurde. Das ist dann für einen Einsteiger wie ich es bin Stress, wieder GPS umprogrammieren, stimmen die Wegpunkte? Die Startzeit wurde auf Elapsed Time Race geändert, was bedeutet das jeder Pilot seine Startzeit selbst bestimmt und mehr Raum für die taktische Entscheidung hat. Vom Start war das Problem Höhe zu bekommen, dann in den Startzylinder, dann läuft die Zeit. Dann nach Westen gegen den Wind zum Wendepunkt an dem ich nochmal Höhe getankt habe. Der Gleitzahlrechner hilft bei der Entscheidung ins Ziel zu fliegen. Als ich sehe, dass ich viel zu hoch bin, beschleunige ich Rolle auf Rolle und erreiche glücklich das Ziel.
Meine erste Wettkampfteilnahme hat mir aber auch gezeigt wo meine Schwächen liegen, z. B. schnell Steigen oder die Linie zu wählen. Hier ist sprichwörtlich noch Luft nach oben – aber zum Lernen sind wir ja hier.
Weitere Infos und Bilder sowie nackte Zahlen gibt es beim DHV. Die nächste Newcomer-Challenge findet im August in Tolmin/Slowenien statt. Es wäre schön, wenn wir diesmal noch zahlreicher antreten. Immerhin sind dort einige Geier bereits ortskundig! Ausschreibung und Anmeldung: dhv.de
Die Veranstaltung ist ein Einsteiger-Wettkampf – man braucht keinen Hochleister, reinrassige Wettkampfschirme (Enzo 2 etc.) sind gar nicht erst zugelassen. Es gibt also keinen Grund, trotz B-Schein nicht teilzunehmen 😉