2. Merkur XC Open: Dreiecke vom Merkur
Das Merkur XC Open richtet sich an alle Streckenflug-Interessierten, nicht nur an die Erfahrenen (letztere erfahren hier nichts Neues und brauchen nicht weiterzulesen). Dieses Jahr wird für die Wertung von jedem Piloten eine freie Strecke und ein Dreieck benötigt. Freie Strecke – Kein Problem . Aber wie bastle ich mir ein realistisches Dreieck, und was genau ist das überhaupt?
Ein FAI-Dreieck ist ein Flug über zwei Wendepunkte zurück zum Start, dessen drei Schenkel annährend gleich sind
Einfacher gesagt ein einigermaßen gleichschenkliges Dreieck:
Das ist deutlich anspruchsvoller als die freie Strecke. Falls der Wind nicht zufällig zwei Mal am Tag dreht, muss mindestens einer der drei Schenkel gegen den Wind geflogen werden, man nutzt also am besten Tage mit schwachem Wind. Der letzte Schenkel darf abgekürzt werden, er muss nur mindestens ein Fünftel der Gesamtstrecke betragen. Wer also vorher absäuft und z. B. auf der Klosterwiese landen muss, hat dadurch noch nicht gleich verloren.
Die so geflogenen Kilometer werden besser vergütet – statt mit 1,5 (freie Strecke) werden sie mit dem Faktor 2 multipliziert, ein 10km-Dreieck gibt satte 20 Punkte, während 10km freie Strecke (z. B. vom Merkur nach Loffenau) nur 15 Punkte geben.
Strecke mit XC-Planner zurechtklicken
Damit man nicht wie in der etwas praxisfernen B-Schein-Theorie mit Zirkel und Geodreieck auf einer Papierkarte hantieren muss, gibt es ein nützliches Tool:
https://xcplanner.appspot.com/
Hier kann man sich das Dreieck zusammenklicken und daran herumschrauben. Ein Rechtsklick fügt einen Wendepunkt hinzu, Drag&Drop verschiebt ihn, ein Doppelklick entfernt ihn wieder. Die drei farbigen Sektoren zeigen, wo die Wendepunkte liegen müssen, damit die Schenkel „annährend“ (eigentlich exakt definiert) gleich bleiben.
Es reicht nicht ganz zurück bis zum Startplatz? Dafür ist der vierte, gelbliche Sektor da. Er stellt das Fünftel der Gesamtstrecke dar, das man mindestens erreichen muss. Solange man es vor dem Landen dort hin schafft, erzielt man trotzdem den FAI-Faktor:
Wer um die vorderen Plätze fliegen will, braucht freilich größere Geschütze, hier ein Beispiel von Sportwart Marco G. aus K. mit 30km oder 60 Punkten:
Die Strecke muss nicht zwingend entlang der gedachten Schenkel verlaufen, lediglich die Wendepunkte müssen stimmen. So kann man etwa das unlandbare südliche Murgtal meiden:
Beides ‘ne Nummer zu groß? Oder zu langweilig? Kein Problem, XC-Planner nehmen und etwas Machbares zusammenklicken. Denkt dabei an die Lufträume – Stuttgart im Osten und der Rhein bzw. Frankreich im Westen schränken den Spielraum etwas ein.
Unterschiedlich lange Schenkel ergeben ein flaches Dreieck
Ist einer der Schenkel zu kurz (weniger als 28% der Gesamtstrecke), liegt also einer der Wendepunkte außerhalb der farbigen XC-Planner-Sektoren, fliegt man kein FAI-Dreieck mehr, sondern „nur“ noch ein flaches. Auch dafür gibt es mit 1,75 noch einen besseren Faktor als für die freie Strecke. Wie flach dieses Dreieck wird, ist egal. Selbst ein reiner Ziel-Rückflug zählt als flaches Dreieck, auch wenn er nur mit viel Fantasie so aussieht.
Ein flaches Dreieck zählt für das XC-Open als das geforderte Dreieck. Zwar ist der Faktor schlechter als beim FAI, dafür fällt vielleicht der Gegenwind-Anteil weg und man macht vielleicht insgesamt deutlich mehr Kilometer. Also mehr Punkte als beim FAI? Das erfahren wir dann bei der Siegerehrung. Am Merkur wird dieser Streckentyp jedenfalls deutlich häufiger geflogen.
Reihenfolge der Schenkel Wetter und Tageszeit anpassen
Strecken fliegt man im Nordschwarzwald am besten orbital – ab an die Basis, und dann nach Wolken fliegen. Früher oder später muss aber meist doch nach Relief geflogen werden. Hier macht es Sinn, sich am Sonnenstand zu orientieren, und die Route so zu legen, dass die schwierigen Gegenwindpassagen zur stärksten Thermikzeit geflogen werden. Wenn es gegen Abend nachlässt, gehen oft die Westhänge noch super. Natürlich ist das immer von der aktuellen Wetterlage abhängig.
Die eingangs erwähnten Tage mit drehendem Wind sind selten, aber es gibt sie. Das sollte dann eingeplant und genutzt werden.
Wendepunkte im Flug planen
Nicht immer läuft alles wie geplant, oder du entscheidest dich erst im Flug spontan für ein Dreieck. Die kostenlose Android-App XC-Track zeigt die Sektoren für ein FAI und die Minimumdistanz direkt im Flug an. Sobald du deinen ersten Wendepunkt gesetzt hast, wird der Sektor für den zweiten auf der Kartenansicht angezeigt.
Auch das häufig eingesetzte Vario Skytraxx 2.0 (und höher) bietet diese Funktion an. Eventuell musst du dazu die Firmware aktualisieren, das Feature wurde erst später nachgeliefert.
Sicherheit geht vor
Eigentlich selbstverständlich, aber: Bitte nicht um jeden Preis das Dreieck schließen! Es gibt zwar attraktive Preise, aber ein neuer Schirm oder heile Knochen sind aller Voraussicht nach nicht dabei. Fliegt so, dass ihr Spaß habt, und den nächsten Streckentag ebenfalls nutzen könnt.
Viel Spaß beim Planen und Fliegen!
Leseempfehlungen
- DGF Friedrichshafen: Wir basteln uns ein FAI-Dreieck
- Die Aufgabenarten (Auszug aus Burkhard Martens Streckenflugbuch)