Blog: Jonas beim PWC Disentis – One-Way ins Prättigau

Jonas berichtet täglich von seinem ersten PWC (Paragliding World Cup). Den ersten Task konnte er mit einem hervorragendem 16. Platz Overall und damit als bester Deutscher abschließen. Herzlichen Glückwunsch! Hier der Bericht.

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Montag Task 1: One-Way ins Prättigau

Während des Frühstücks erreichte uns die Nachricht, dass das Briefing um eine halbe Stunde nach hinten verschoben wurde. Ist der Tag vielleicht doch nicht so gut wie am Vorabend beim Safety-Briefing angekündigt? An der Mittelstation angekommen wurden wir mit Kaffee und frischen Croissants begrüßt. Um 10.15 startete pünktlich das Briefing. Das Taskkomitee hat eine 106km lange Aufgabe festgelegt. Der Task lässt also doch auf einen schönen Flug über die atemberaubende Kulisse hoffen. Nach dem Wetterbriefing und der Besprechung der Route, begaben wir uns mit dem Sessellift zum Startplatz. Noch schnell die Startnummer in den Schirm geklebt, Livetracker abgeholt und die Ausrüstung startbereit hingerichtet, bevor das zweite finale Briefing am Startplatz begann. Bei diesem wurden uns die Startzeiten gesagt. Ab 12 Uhr durfte gestartet werden und ab 13 Uhr öffnete der Exit Zylinder, 4km Radius um den Startplatz.

Schnell gab es eine lange Schlange um an den Startbereich zu gelangen. Nach rund 20 Minuten waren die meisten Piloten bereits in der Luft, jedoch merkte man schon, dass der Wind immer mehr die Richtungen wechselte. Als ich dann endlich in den Startbereich durfte und mein Schirm von den Helfern ausgelegt wurde, hatten wir dann ordentlich Rückenwind.

So wurde ich gezwungen zehn Minuten zu warten bis es wieder eine startbare Gelegenheit gab. Gestartet und gleich direkt einen super Bart gefunden der mich bis an die Basis gebracht hat. So hatte ich auch noch Zeit mich etwas einzufliegen und mich gut zu positionieren. Zwei Minuten vor Start war ich mit der Höchste, was sich allerdings nochmal verändert hat. So hatte ich Ruck-zuck 200m verloren und war nun auf 2950m. Naja, immerhin war ich direkt an der Grenze des Radius. Zügig flogen wir in Richtung erster Wende Richtung Osten. Ich habe mich etwas zurückgehalten und bin etwas höher auf Sicherheit geflogen.

An der Wende umgedreht sind wir ordentlich im Wind gestanden. In der Höhe war der Wind nicht so deutlich zu spüren als in den tieferen Lagen. Den Führungspulk hat es vor uns ziemlich runtergespült. Im Vollgas gegen den Wind zum nächsten Wendepunkt vorkämpfen war nun angesagt. Am Anfang noch mit 30km/h unterwegs wurde meine Vorwärtsfahrt in den tieferen Lagen immer weniger. Teilweise sind wir mit unter 10km/h im Vollgas geflogen und dass direkt am Hang bzw. an den gigantischen Felswänden. Im Luv angekommen ging es mit guten Steigwerten nach oben. Philipp und ich flogen zusammen und wir machten maximale Höhe, da auch das Führungspulk sehr tief auf dem Weg zur Wende kam. So konnten wir wieder etwas Boden gut machen.

Der Wind hatte insgesamt deutlich zugelegt. So kamen wir deutlich schneller nach Osten voran als zuvor. Mit teilweise über 70km/h (im Halbgas) ging es über Felswände, Gletscher und Mondlandschaften Richtung Chur. Ich kam dem Führungspulk immer näher. Auf der Talquerung über Chur hinweg mussten wir stark nach Süden vorhalten, konnten aber immer noch mit ca. 50km/h queren. Während der Querung beobachtete ich das Führungspulk am Hang. Es scheint nicht wirklich gut zu gehen dort drüben, dachte ich mir. Am Hang angekommen konnte ich einen sehr schwachen Bart mit 0.5m Steigen ausgraben und hatte sehr schnell Freunde um mich. Ich konnte mich aber über die anderen setzen und sah so wo es am besten steigt. Aber effektiv geht anders. Ich entschied mich deshalb den Südhang entlang weiter zu fliegen, in eine schöne Rinne hinein. Ich soarte mich an dem Hang hoch. Mit dieser Entscheidung habe ich sehr viele Plätze gut gemacht, da ein Teil des Führungspulks immer noch im schwachen Steigen war und der andere Großteil Tief in das Tal geflogen ist. Ulrich Prinz schaffte es als Einziger von seinem Pulk wieder nach oben. Ein weiterer kleiner Teil, um Tim Bollinger konnte sich absetzen. Über die flachen Grashügel des Skigebiets Davos ging es zur letzten Wende. Einige sind auf dem Rückweg sehr tief gekommen, deshalb war für mich klar – Höhe machen! Gemeinsam mit anderen Piloten zusammen haben wir einen zur Abwechslung sehr entspannten Bart gefunden und drehten diesen aus. Ich flog als einer der ersten Richtung letzter Wende. Auf dem Rückweg galt es dann nochmal eine taktische Entscheidung zu treffen. Direkte Linie durchs Lee oder etwas später auf der noch einigermaßen Luvseite entlang? Naja, durchs Lee musste ich sowieso, deshalb bin ich mit drei weiteren Piloten direkte Linie geflogen. Viele entschieden sich für die andere längere Route. Besser und ruhiger als erwartet konnten wir auf die letzte Hügelkette fliegen. Im Vollgas mit etwa 70km/h ging es Richtung End of Speed Section (hier wird die Zeit gestoppt). Der Landeplatz lag im Tal bei Fanas und so sind wir alle mit ca. 1000m über Goal über die Ziellinie geflogen und konnten noch etwas mit dem Schirm spielen. Da ich noch nicht so viele Schirme am Landeplatz gesehen habe, wusste ich dass ich ganz gut dabei bin. So wurde es an meinem ersten PWC- Task der 16. Platz und wurde erster Deutscher.

 

Mit diesem Ergebnis bin und kann ich mehr als zufrieden sein.

Morgen Dienstag ist leider gecancelt, da Föhn angesagt ist.

(Fotos von der atemberaubenden Kulisse konnte ich selbst leider keine machen, da die Bedingungen sehr “anstrengend” waren und ich nicht am Handy rumspielen wollte. Weitere Bilder und Videos könnt ihr hier finden http://www.disentis-open.ch/paragliding-world-cup-2017/home/gallery-und-press/ )

Hier ein paar Fotos von Martin Scheel, Azoom.ch:



Teil 1: Anreise und Briefing