Blog: Jonas beim PWC Disentis – Wetterpech und Rückblick

Jonas berichtet täglich von seinem ersten PWC (Paragliding World Cup). Nach einem tollen Start ist der Wettkampf leider vom Wetterpech verfolgt. Interessante Einblicke in die Veranstaltung und ein Rückblick auf den ersten Task gibt es trotzdem.


Zu allen PWC-Beiträgen

Dienstag und Mittwoch

Die Wetterprognosen haben ja schon im vorhinein die Stimmung etwas gedrückt und nicht allzu viel erhoffen lassen, jedoch hatten wir zu Beginn noch etwas Optimismus und hofften zumindest auf den Mittwoch und Samstag als fliegbare Tage.

Nachdem am Montagabend bereits der Dienstag gecancelt wurde, stand eine Alternativbeschäftigung für den Tag an. Mit den anderen aus dem noch übrig gebliebenen deutschen Team (einige haben sich schon auf dem Heimweg begeben) wollten wir wandern gehen. Nach dem Ausschlafen sind wir dann etwas später auf den Berg gefahren und wollten die anderen einholen. Doch trotz Trailrunning im Regen sind Philipp und ich völlig alleine in den Bergen unterwegs gewesen und haben auch weit und breit niemanden gesehen. Als wir am Abend auf den Campingplatz zurückgekehrt sind wussten wir auch weshalb. Sie haben bei dem Regen doch lieber das örtliche Schwimmbad bevorzugt. Naja bei uns stand erstmal Klamotten trocknen und Kochen auf dem Programm, doch mit Zelt und Auto ausgerüstet trocknen die Schuhe nicht so wirklich und auch nach 4h Dauerregen ohne Ende in Sicht, lies es sich auch schwer kochen. Es hatte sich richtig eingeregnet.

Heute morgen wurden wir durch ein starkes Gewitter geweckt und unsere Hoffnungen waren schon so gut wie dahin, doch das Taskkomitee hatte die Hoffnung nicht vollends aufgegeben und das Briefing stündlich nach hinten verschoben. Auf 13 Uhr war dann das Briefing angesetzt. Es hatte auch immerhin seit 2h nicht mehr geregnet. Ins Auto eingestiegen, kaum zur Talstation losgefahren und die ersten Tropfen waren auf der Windschutzscheibe. Na toll… Naja die meisten Piloten waren schon auf dem Berg und so sind wir auch mit einer Handvoll Nachzügler hochgefahren. Mit der Gondel sind wir durch Regen und die tiefe Wolkendecke gefahren.

Oben angekommen gab es zunächst ein Debriefing des ersten Tages. Martin Scheel, der Organisator und einer der Tasksetter hatte sich durch die Blume entschuldigt für den Gegenwindschenkel zurück zum Startplatz. Es gab hier zwar einen Retterabgang, mehrere Level-Zwei und -Drei-Meldungen1 doch er entschied sich dafür das Rennen weiterhin laufen zu lassen. Er behielt damit auch Recht. Es war zwar sehr sportlich in der Luft, doch es waren anscheinend normale Bedingungen für dieses Gebiet. Die Auswirkungen von kleinen Druckunterschieden (2Hpa) auf die Talwinde sind hier extrem. Ich berichtete am Montag davon, dass wir über Chur deutlich gegen den Südwind vorhalten mussten. In Chur hatte es zu diesem Zeitpunkt einen 40er Nordwind und das sei kein normaler Talwind gewesen. Im Bereich des Startplatzes hatten wir den bereits erwähnten starken Westwind und zwischen Startplatz und Chur Südost. Also so gut wie jede Windrichtung innerhalb 30 Kilometer.

Wir wurden ja schon von mehreren Piloten aus der Liga vorgewarnt, dass es hier sehr sportlich zu fliegen ist, deshalb war ich auch schon etwas darauf eingestellt, aber ich habe noch nie so viele Klapper in einem Wettbewerb gesehen wie hier. Trotzdem hat es unheimlich viel Spaß gemacht in diesem Gebiet zu Racen. (Wir hatten trotz des Gegenwindes einen Schnitt von 32km/h).

Zurück zum heutigen Tag… Als Aufgabe hatten wir eine 39km lange Aufgabe im Elapsed Time Race2 gestellt bekommen. Die Zeiten sollten auch direkt nach dem Regenschauer bekannt gegeben werden. Um 15.30 wurde der Tag dann leider gecancelt.

Heute Abend fand noch das Pilotendinner statt, zu dem aber nur grob 60 Piloten erschienen sind, weil die meisten aufgrund des Wetters schon vorzeitig nach Hause oder weiter in den Süden gefahren sind.

Da für morgen in Disentis Starkregen angekündigt ist und es in den Ausweichgebieten leider auch nicht vielversprechend aussieht, haben Philipp und ich uns entschieden nun auch nach Hause zu fahren. Von ihm aus sind wir in ca. 1,5h in den Ausweichgebieten falls das Wetter zu unserer aller Überraschung sich doch noch zum Guten wendet.

Am Freitag soll leider die nächste Kaltfront durch die Schweiz ziehen und am Samstag werden wir starken Nordwind haben, weshalb leider ein Flug ebenso unwahrscheinlich ist.

Ich hätte gerne mehr über tolle Flüge hier berichtet, aber es scheint als bliebe es bei dem einen Task.

Foto: Andy Busslinger



1) “Level 1-3”: Ein beim Wettkampf eingesetztes System zur Beschreibung der aktuellen Bedingungen per Funk:

Level 1: Alles Super, ich könnte den ganzen Tag so weiter fliegen
Level 2: Die Bedingungen sind hart/grenzwertig, aber für mich persönlich noch fliegbar
Level 3: Bei den aktuellen Bedingungen sollte nicht mehr geflogen werden. Ich gehe landen, wir sollten den Task abbrechen.

“Pilot 34, Level 2” lässt deutlich weniger Raum für Missverständnisse als Dinge wie “Dös is der Huber Jakob, mir hot’s grad die Kistn ganz schön zammenhaun, aber is jetzt wieder offen, ne wart do is no a Krowattn drin, jetzat … naja bockig is heut aber basst scho!”.


2) “Elapsed Time Race”: Statt einem für alle zeitgleichen Start kann jeder Pilot selbst entscheiden, wann er den Startzylinder quert und damit seine Zeitmessung starten lässt. Wird meist bei eher halbgarem Wetter gewählt.